Zu ihrem eigenen Schutz weiß Wafa Mustafa nicht, was ihr Vater während der Revolution getan hat. Das wird der syrischen Journalistin heute zum Verhängnis. Weil sie keine Anhaltspunkte darüber hat, warum er vor sechs Jahren verhaftet wurde und was mit ihm geschah.
Illustration: Xueh Magrini Troll
Ich traf Wafa Mustafa zum ersten Mal letztes Jahr auf einer Demo vor dem Brandenburger Tor. Sie hielt ein Foto ihres Vaters hoch, der vor sechs Jahren in Syrien verhaftet worden war. Wafa wurde in Syrien geboren und wuchs dort auf, bevor sie fliehen musste. In weniger als einer Woche musste sie alles hinter sich lassen. „Ich wollte nicht gehen. Wenn ich heute noch einmal die Wahl hätte, würde ich alles tun, um in Syrien zu bleiben – koste es, was es wolle“, sagte sie damals bei der Demo, und in ihrer Stimme klang Trauer.
Seitdem treffe ich Wafa auf jeder Demonstration dieser Art. Genauer gesagt, sind es keine Demonstrationen, sondern Versuche, politischen und humanitären Druck zu erzeugen. Veranstaltungen, die Aufmerksamkeit auf das Problem verschollener und inhaftierter Syrer*innen lenken sollen, weil die Welt ihrer Geschichten mittlerweile überdrüssig geworden ist.
Wafa ist 29 Jahre alt, und hinter ihren grünen Augen verbirgt sich großer Schmerz. Ihr dünner Körper ist müde von sechs Jahren der Suche. Der Suche nach Neuigkeiten über den Verbleib oder das Schicksal ihres Vaters.
Sechs Jahre sind vergangen seit dem Tag, an dem Sicherheitskräfte in ihr Haus in Damaskus eindrangen und ihren Vater verhafteten. Seitdem hat niemand mehr etwas von ihm gehört. Keiner weiß, ob er noch lebt. Zum Schutz seiner Familie hatte er keine seiner politischen Ansichten mit ihr geteilt und nichts davon erzählt, was er während der Revolution getan hatte. Das wird seinen Angehörigen nun zum Verhängnis. Denn dadurch ist es heute unmöglich, irgendetwas über ihn, den Grund für seine Verhaftung oder seinen Aufenthaltsort herauszufinden. „Mein Vater forderte ein normales Leben in einem Land, in dem es keinen einzigen normalen Tag gab“, sagt Wafa. „Einem Land, das seit Langem unter der Last einer Diktatur leidet. Als ich klein war, nahm er mich mit auf Protestaktionen und Demonstrationen der Opposition, die vor Ausbruch der Revolution absolut unüblich waren.“
Wenn Wafa sich an die ersten Tage der syrischen Revolution im Frühjahr 2011 erinnert, leuchten ihre Augen. Aus Begeisterung für die Revolution unterbrach sie damals ihr Studium an der Fakultät für Medien der Universität Damaskus. Auch sie wurde von den Kräften des syrischen Regimes verhaftet, zur selben Zeit, als ihr Vater das erste Mal ins Gefängnis kam. Beide wurden schließlich am gleichen Tag entlassen. „Wir trafen uns zu Hause, alle waren zusammengekommen, um uns zu begrüßen. Er hatte gar keine Ahnung gehabt, dass ich auch verhaftet worden war. Ich wusste nicht, wann er freikommen sollte. Es war eine riesige Überraschung für uns beide.“ Etwas später wurde Wafas Vater erneut verhaftet, ohne jegliche Angaben darüber, warum und von wem genau. Wafas Familie und Freund*innen rieten ihr, Syrien umgehend zu verlassen. Und so floh sie, zuerst in die Türkei und von dort nach Deutschland, wo sie heute lebt.
„Familien für Freiheit“: Ein Leben mit Hoffnung
Nach Wafas Ankunft in Deutschland lernte sie 2016 die Organisation „Familien für Freiheit“ kennen, eine Gruppe syrischer Frauen aus ganz verschiedenen Regionen und Lebensumständen. Was sie alle gemeinsam haben: Sie führen ein Leben im Wartezustand. Ein scheinbar endloses Warten auf Neuigkeiten, Nachrichten über Leben oder Tod eines Sohnes, Vaters, Bruders oder Partners.
Wafa trat der Gruppe sofort bei. Für sie ist „Familien für Freiheit“ ein Versuch, Menschen eine Stimme zu geben, die keine haben, weil sie in den Kellern syrischer Gefängnisse festgehalten werden.
Die Frauen der Initiative fahren mit einem Bus durch europäische Hauptstädte. Auf die Außenwände des Busses haben sie Fotos der Gefangenen geklebt. Wo immer Debatten über Syrien stattfinden, gibt es politische Kontroversen, doch darauf nehmen die Frauen keine Rücksicht: Sie fordern die Freilassung aller Gefangenen, ganz gleich, ob sie vom syrischen Regime oder von anderen Parteien verhaftet wurden, die am Konflikt beteiligt sind. „Am meisten Angst habe ich vor dem Vergessen“, sagt Wafa. „Davor, dass die Welt meinen Vater vergisst und all die anderen, denen es so geht wie ihm. Aber ich werde ihn nie vergessen, und ich werde auch nicht zulassen, dass die Welt ihn vergisst.“ Sie wiederholt ihre Worte fest entschlossen: „Die größte Ungerechtigkeit für die Gefangenen ist das Vergessen – wer könnte seinen eigenen Vater vergessen?“
Das Leben mit den Abwesenden
„Am Anfang habe ich es nicht geschafft, ein normales Leben zu führen“, sagt Wafa. „Ich hatte lange Zeit Depressionen und konnte nichts tun, weder studieren noch arbeiten oder mit Freunden ausgehen. Ein normales Leben interessierte mich einfach nicht.“
Doch mit der Zeit wurde ihr klar, dass sie stark sein muss, für ihren Vater und für sich selbst. Neben ihrem Aktivismus ist sie heute fast fertig mit ihrem Kunststudium am Bard College Berlin. Sie arbeitet in Teilzeit und versucht, ein normales Leben zu führen – so gut es geht. Aber sie hört nie auf, an ihren Vater zu denken. Jede Nacht vor dem Einschlafen zählt sie einen weiteren Tag, den er weit weg von ihr irgendwo in einem Gefängnis verbracht hat, wo er vermutlich Schlägen und Folter ausgesetzt ist. Oder vielleicht ist er bereits tot? Wäre das nicht sogar besser für ihn? Wafa kämpft gegen die Tränen, während sie versucht, eine Antwort auf dieses Dilemma zu formulieren. „Es ist egoistisch von mir, zu hoffen, dass er noch am Leben ist. Weil er vermutlich unter so schrecklichen Umständen leben würde.“ Aber sie will ihn eben nicht verlieren, und der Tod wäre endgültig, unabänderlich. Er würde das Ende der Hoffnung bedeuten, den Vater eines Tages wiederzusehen. Der Hoffnung, dass er eines Tages sieht, wie hart seine Tochter gekämpft hat: für ihn und für alle anderen, die von der Welt im Stich gelassen wurden – weil sie ihre Geschichten nicht mehr hören wollte.
„Ich würde das hier auch tun, wenn mein Vater nicht verhaftet worden wäre. Ich würde auch dann Tag und Nacht daran arbeiten, an die Gefangenen zu erinnern. Daran, dass sie nur noch die Stimmen ihrer Familien und Liebsten haben, um für sie einzutreten.“ Wafa bezeichnet das, was sie tut, nicht als politischen Aktivismus. Für sie ist es eine Art zu leben, für die sie sich entschieden hat. „Es stimmt, dass ich meinen Vater verloren habe und vielleicht eine Zeit lang auch mich selbst. Aber das hier gibt mir einen Sinn, und ich werde es genauso weiter machen.“
وفا مصطفى .. أنا أنانية لأنني أحلم
لمحت وفا مصطفى للمرة الأولى خلال تظاهرة أمام بوابة براندنبورغ في برلين العام الماضي، تحمل صورة والدها المعتقل منذ 6 سنوات في سجون سوريا، البلد الذي ولدت وترعرعت فيه، ثم أجبرت على الهرب منه تاركة كل شيء وراءها خلال أقل من أسبوع. ” لم أكن أريد المغادرة، ولو عدت الآن إلى ذلك الوقت لكنت بقيت في سوريا مهما كان الثمن الذي سأدفعه مقابل ذلك ” تقول وفا بألم كبير. منذ ذلك الوقت، أصبحت أقابلها في كل التظاهرات، أو بشكل أدق، ما هو محاولات يائسة لخلق ضغط سياسي أو إنساني ما للفت النظر لقضية المغيّبين قسريّاً والمعتقلين في سوريا، بعدما سئم العالم من سماع أخبار ما يحصل في سوريا.
وفا شابة في التاسعة والعشرين من عمرها، تخفي ألما كبيراً وراء عينين خضرواتين وجسد نحيل أتعبته ست سنوات من البحث عن معلومة أو طريقة تفضي للكشف عن مصير أو حالة والدها.
مرت ست سنوات كاملة منذ ذلك اليوم الذي اقتحمت فيه قوات الأمن منزلهم في دمشق واعتقلت والدها ولم يُسمع عنه أي خبر من ذلك الحين، ولا يُعرف ما إذا كان حيّاً أو ميتاً. كانت خطيئته الكبرى أنه لم يشارك عائلته أيّاً من آرائه السياسية أو نشاطه خلال الثورة لحمايتهم، لكن ذلك جعل الوصول إليه أو معرفة أي معلومات عنه أو عن مكانه مستحيلاً: ” كان والدي يطالب بحياة طبيعية في بلد لم يكن يوما طبيعيا، بلد عاش ويعيش تحت وطأة حكم ديكتاتوري، كنت طفلة صغيرة عندما كان والدي يصطحبني معه في نشاطات وتظاهرات معارضة رغم أنها لم تكن أمرا شائعا قبل اندلاع الثورة“
تعود وفا بذاكرتها قليلا إلى أولى أيام الثورة السورية، ربيع عام 2011 تبرق عيناها عندما تتذكر كل المرحلة، لقد دفعها الحماس للثورة لترك دراستها في كلية الإعلام بجامعة دمشق، اعتقلتها قوات النظام السوري في نفس فترة اعتقال والدها الأولى، وخرجا في نفس اليوم „التقيت به في منزلنا وكان الجميع باستقبالنا، لم يكن يعرف أني كنت معتقلة أيضا، وأنا لم أكن أعرف أنه خرج من السجن، كانت مفاجأة كبيرة لكلينا“. اعتقل والد وفا مجدداً، دون أي معلومات عن الجهة والسبب، فنصحها أقرباءها وأصدقاءها بضرورة مغادرة سوريا فوراً، فهربت إلى تركيا، ثم إلى ألمانيا حيث تعيش اليوم.
عائلات من أجل الحرية، حياة على الأمل.
بعد انتقال وفا إلى ألمانيا عام 2016، تعرفت على منظمة „عائلات من أجل الحرية“، وهن مجموعة نساء سوريّات قادمات من مناطق وعائلات وخلفيّات مختلفة، لكن العامل المشترك بينهن، هو حياة الانتظار التي تبدو بلا نهاية، انتظار خبر أو معلومة، تتعلق بحياة أو موت ابن أو أب أو أخ أو حبيب. دون تردد انضمت وفا للمجموعة التي تصفها إنها تحاول إيصال صوت من لا يسمع صوتهم في أقبية السجون السورية.
تجوب النساء عواصم أوربا بباص يحمل على جدرانه صور المعتقلين، غير عابئات بالانقسامات السياسية يتواجدن في كل مكان تجري فيه محادثات حول سوريا للمطالبة بالإفراج عن المعتقلين ليس فقط في سجون النظام الحاكم بل لدى جميع أطراف الصراع، ” النسيان هو خوفي الأكبر .. أن ينسى العالم أبي ومئات المعتقلين مثله، أنا لن أنسى، ولن أسمح أن يتم نسيانهم” كلمات ترددها وفا بإصرار كبير ”فأكبر ظلم للمعتقل أن يتم نسيانه .. هل يمكن لأحد أن ينسى والده!“
الحياة مع الغائب
„في البداية فشلت أن أعيش حياة طبيعية، وقعت فريسة الاكتئاب لوقت طويل ولم أكن قادرة على فعل شيء، حتى الدراسة أو العمل أو الخروج مع أصدقاء، لم تكن الحياة الطبيعية تعنيني“ لكن مع مرور الوقت اكتشفت وفا أنها بحاجة لتكون قوية لأجل والدها، ولأجلها هي أيضا. إلى جانب نشاطها لصالح المعتقلين، هي اليوم على مشارف انهاء دراستها في الفنون في جامعة بارد في برلين وتعمل بشكل جزئي وتحاول العيش بشكل طبيعي من وقت لآخر لكنها لا تتوقف ولا لحظة عن التفكير بوالدها، وكل ليلة قبل النوم تحصي يوما إضافيا قضاه بعيداً حيّاً في سجن يتعرض للضرب والتعذيب أو ميتا ربما في مكان أفضل؟ تختنق وفا وهي تحاول الاجابة على هذه المعضلة ” هي أنانية مني أن أتمنى أن يكون حيّاً رغم الظروف المؤلمة التي ربما يعيشها“ لكنها لا تريد أن تفقده، فالموت حتمي ونهائي ويعدم الأمل بأن تلتقي فيه مجدداً يوماً ما، ويرى كيف تحوّلت لشابة وقاتلت من أجل حريته ومن أجل هؤلاء الذين سئم العالم سماع قصصهم وتخلّى عنهم.
”حتى لو لم يعتقل والدي، كنت سأمارس نفس النشاط، سأعمل ليل نهار حتى أُذٌكر العالم أن هناك معتقلين لا يملكون صوتا سوى صوت عائلاتهم وأحبتهم”. ترفض وفا اعتبار ما تقوم به بمثابة نشاط سياسي، وتنظر له على أنه أسلوب الحياة الذي اختارته“ صحيح أني خسرت والدي وربما خسرت نفسي لبعض الوقت لكني لن أغير شيئا“.