Foto: Juliette Moarbes
Foto: Juliette Moarbes

Editorial_Oktober.

Im Oktober geht es im WIR MACHEN DAS-Magazin um Sprache und Diskriminierung.

Von Dima Albitar Kalaji, 01.10.2019

„In Deutschland sprechen wir Deutsch.“ Mit diesem Satz unterbricht eine alte Dame zwei Frauen im Zug, die sich in einer anderen Sprache unterhalten. „Wir sprechen doch aber nicht mit Ihnen“, antwortet eine der beiden Frauen. Die alte Dame schlägt mit ihrer Krücke bekräftigend auf den Boden: „In Deutschland sprechen wir Deutsch“. Derartigen Situationen sind viele Menschen hier tagtäglich ausgesetzt.

In der Oktoberausgabe unseres Magazins widmen wir uns dem Thema „Diskriminierung und Sprache“. Olenka Bordo Benavides schreibt darüber, dass zahlreiche Väter und Mütter ihre Kinder dazu anhalten, ihre Muttersprache nicht auf der Straße oder in der Schule zu sprechen. Sie erzählt, wie Eltern versuchen, ihre Kinder vor Diskriminierung zu schützen, indem sie die Muttersprache aus der Öffentlichkeit verbannen. Beschreibt die Situation von Eltern, die ihre eigene Sprache diskriminieren und aufgrund eigener schlechter Erfahrungen vermeiden, mit ihren Kindern in der vertrauten Sprache zu kommunizieren.

Der syrisch-kurdische Journalist Dellair Youssef berichtet über seine Erfahrung als kurdisch-sprachiger Mensch in Syrien. Kurdisch sprechende Menschen litten dort nicht nur unter der Nichtanerkennung des Kurdischen als offizielle Sprache, sondern auch darunter, dass ihre Sprache in der Öffentlichkeit verboten war. Youssef erinnert sich an seine Schulzeit, wo es den Kindern bereits verboten wurde, auf Kurdisch zu kommunizieren. Sie wurden bestraft, wenn sie es dennoch taten. Heute spricht Youssef Kurdisch und Arabisch mit seiner Tochter , während ihre Mutter auf Deutsch mit ihr redet. Youssef macht sich Sorgen wegen den Herausforderungen, die seine Tochter im Umgang mit ihrer Identität erwarten. So geht es vielen Eltern, deren Kinder in einer multikulturellen Familie mit verschiedenen Sprachen aufwachsen. ‎

Isabelle Groß schreibt über Bildungseinrichtungen und die unflexiblen Systeme, mit denen  Kinder es nach der Einschulung zu tun bekommen. So erging es ihr beispielsweise, als sie die Ergebnisse einer Rechnenaufgabe in der Schule vorstellte und diese richtig waren, die Lehrerin sie aber für falsch befand, da Isabelles Mutter durch andere Schritte zum Ergebnis gekommen war – eben so, wie sie es auf den Philippinen gelernt hatte. Isabelle teilt uns ihre Erfarhung mit, die dazu geführt hat, dass sich aus der Problematik der Rechenaufgaben weit mehr entwickelte und sogar das Verhältnis zu ihrer Mutter beeinflusst wurde.

Cosima Grohmann befasst sich bei „Wir Kochen Das“ mit den Herausforderungen, die sich für Mütter ergeben, die aus unterschiedlichen Ländern der Welt nach Deutschland eingewandert sind. Sie war zu Gast bei Manik Chander und Melisa Manrique, den Autorinnen des Buches „Mama Superstar“, die ihr ihre Geschichte erzählt haben.

Bei der Zubereitung des Gerichts mit Kichererbsen und Curry, sprachen sie über ihre Motive für die Veröffentlichung des Buches. Denn diesen Monat geht es um die Diskriminierung aufgrund von Sprache aus verschiedenen Blickwinkeln.

In Verbindung mit den Arabisch-deutschen Literaturtagen, die unter dem Titel „Verfemte Sprache“ stattfinden, schreibt Maher Masoud über die Probleme, mit denen Sprecher des Arabischen konfrontiert werden. Weil ihre Sprache unter anderem mit Terrorismus, Kriegen, Asyl oder Gesetzesbruch assoziiert wird. All dies trägt zu einer unbeabsichtigten Isolation bei, die oftmals von beiden Seiten hingenommen wird.

Wir wünschen unseren Leser*innen unterschiedlicher Muttersprachen viel Spaß bei der Lektüre und eine Welt voller Wortschatz und Redewendungen.

Ihre Redaktion

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