Foto: Juliette Moarbes
Foto: Juliette Moarbes

JIK puzzle

Wir freuen uns gemeinsam mit der Jungen Islam Konferenz über unsere neue Kolumne

Von JIK & Kahina Toutaou, 27.11.2017

Begegnungen sind wichtig, denn sie zeigen, dass wir ohne Angst verschieden sein können. Deswegen treffen auf der Jungen Islam Konferenz jedes Jahr 40 junge Erwachsene unterschiedlichster Hintergründe aufeinander, um gemeinsam für Vielfalt einzustehen. Um ihre Erfahrungen auch über den Rahmen der JIK hinaus zu teilen, schreiben ehemalige Teilnehmer*innen in dieser Kolumne einmal monatlich über Begegnungen, die sie besonders geprägt haben. Diese Alltagsmomente zeigen die Vielfältigkeit der jungen Generation und ihre unterschiedliche Sicht auf die Welt. Aber eins ist allen Geschichten gemeinsam: Vielfalt ist gelebte Normalität der Generation „Postmigrantisch“.

Die Idee zu dieser Kolumne konkretisierte sich unter anderem im Rahmen der Jungen Islam Konferenz 2017. Als Auftakt erzählt Kahina Toutaoui in ihrem Text von Begegnungen und Austausch und deutet an, worum es in den nachfolgenden Geschichten gehen wird. Der heutige Beitrag über den Workshop „Medien“ ist mit Fotos bebildert, die folgenden werden von Soufeina Hamed aka Tuffix illustriert.

Foto: Juliette Moarbes

Geschichten, die Spuren hinterlassen

Von Kahina Toutaoui

Nesrin hat Menschen, die sich engagieren, immer bewundert: ihren Arbeitseifer, ihre Motivation, ihre Fähigkeiten. Sich selbst hat sie das nicht zugetraut. Bis eine Freundin sie überredete, kleine Aufgaben in einem Projekt zu übernehmen. Auf einer Veranstaltung, die sie organisierte, wurde ihr nun viel Bewunderung entgegengebracht. Nesrin konnte kaum glauben, dass sie zu einem Vorbild für andere geworden ist und hat aus dieser Begegnung viel Kraft geschöpft.

Akumi engagiert sich für LGBTIQ* in Deutschland. Gerade hat sie ein geflüchtetes Paar betreut. Deren Fluchtgeschichte hat sie tief bewegt. Und ihr Schicksal in Deutschland hat sie traurig gemacht. Denn die beiden hatten ihre Beziehung nicht angegeben – und mussten nun fürchten, voneinander getrennt zu werden. Eine Begegnung, die sie zum Nachdenken angeregt hat.

Wir sind auf der Bundeskonferenz der Jungen Islam Konferenz. Wir, das sind über 40 Menschen zwischen 17 und 25 Jahren. Wir, das sind Muslim*innen und Nicht-Muslim*innen, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Männer* und Frauen*. Schüler*innen, Auszubildende, Studierende. Ein Wochenende lang diskutieren wir darüber, wie wir „Den Dialog flicken“ können, – über „Wege zurück zu Meinungsvielfalt und Gesprächskultur“.

Die meisten von uns kannten sich bis zu diesem Tag nicht. Jetzt sitzen wir hier, knapp zehn Personen, in einem Stuhlkreis. Angereist aus NRW, aus Schleswig-Holstein, aus Hamburg, aus Berlin. Wir lachen und weinen gemeinsam; wir teilen unsere Geschichten, unsere ganz persönlichen Erfahrungen miteinander. Wir sind alle sehr unterschiedlich, aber wir hören einander zu. Das schweißt zusammen.

Im Workshop „Medien“ überlegen wir gemeinsam, wie WIR uns einbringen können, was WIR als junge Generation, für die Vielfalt gelebte Realität ist, tun können. Wir schildern Begegnungen, die uns bewegt haben. Begegnungen mit Aha-Effekt. Begegnungen, die unsere eigenen Vorurteile auf den Kopf gestellt haben. Vom spießig wirkenden Nachbarn, mit dem wir schließlich spannende Gespräche führen. Vom leidenden Patienten im Krankenhaus, den unsere Lebensgeschichte zu Tränen rührt. Vom Gegenüber, der das erste Mal spürt, was es heißt, Teil einer Minderheit zu sein, die um Gehör kämpft.

Letztlich ist auch unsere Begegnung auf der Jungen Islam Konferenz (JIK) etwas Besonderes. Junge Menschen, die unabhängig vom eigenen Hintergrund miteinander ins Gespräch kommen, neue Perspektiven kennenlernen, Meinungen austauschen und respektvoll miteinander umgehen. An einem Wochenende lernen wir unheimlich viel – von unseren Referent*innen ebenso wie von den anderen Teilnehmenden.

Seit 2011 bin ich Teilnehmerin der JIK. Einige Wochen nach der ersten Konferenz arbeiteten wir in einer kleineren Gruppe an einem Video zu unserer Konferenz. Wir führten Interviews mit einigen Teilnehmenden und fragten nach ihren Eindrücken. Ksenia sagte damals, sie habe besonders überrascht, wie gut sie sich mit Muslimas mit Kopftuch verstanden habe. Und dann im gleichen Satz, dass ihr das nun selbstverständlich erscheine – vor der Konferenz war es das nicht. Denn sie kannte schlicht keine Muslima mit Kopftuch persönlich.

Diese Begegnungen möchten wir erzählen. Begegnungen zwischen ganz unterschiedlichen Menschen, die doch Gemeinsamkeiten haben. Begegnungen, die Stereotype aufweichen. Freudige und traurige Begegnungen. Wir wissen, dass unsere Geschichten nur kleine Teile des gesamten Puzzles deutscher Vielfalt sind, aber wir möchten sie erzählen: Geschichten aus unserem Alltag, die Spuren hinterlassen haben. Geschichten, die uns zeigen, wie komplex die Menschen sind – und wie wertvoll es ist, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, offen zuzuhören und sich mitzuteilen.

Hier mehr Einblicke in den Workshop / Fotos: Juliette Moarbes

 

 

 

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