Foto (m): Ps Guo und Ramon Salinero / unsplash
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Aufgeschobenes Leben

Darüber, wie Druck, Sorgen und Ängste zu einer Hülle werden können, die einen von sich selbst abschirmt, schreibt die jemenitische Dichterin und Autorin Samah Shagdari.

Von Samah Shagdari, 12.11.2019

Jedes Jahr am 10. Oktober feiert die Welt den Tag der psychischen Gesundheit. Dieses Jahr hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Selbstmord zum zentralen Thema gewählt, über das aufgeklärt werden sollte. Denn fast 800.000 Menschen sterben laut WHO jährlich durch Suizid. Ich schreibe diesen Artikel einen Monat nach jenem Tag – in dem Monat, in dem die Zahl derer mit Suizidgedanken ansteigt.

Unsere extrem unterschiedlichen Gesellschaften befinden sich im stetigen Wettlauf mit der Zeit. Wir alle hechten hehren Zielen hinterher – ob es sich dabei um soziale oder wissenschaftliche handelt.

Der Druck, unter dem Männer stehen, ist dabei häufig nicht ganz so groß wie der von Frauen. Das gilt besonders in Ländern der arabischen Welt. Denn Frauen müssen dort viel häufiger Steine aus dem Weg räumen, um überhaupt an jenem Wettlauf teilnehmen zu können. Oft gibt es religiöse, soziale, kulturelle und sogar politische Vorbehalte, die ihnen direkt oder indirekt im Weg stehen und sie zwingen, sich zuerst gegen sich selbst aufzulehnen, dann gegen die eigene Familie und schließlich gegen die Gesellschaft. Es ist ein komplexer Prozess der Rebellion, den sie erleben. Ein Prozess, der nicht selten mit Gefühlen von Angst, Frust, Verweigerung und Entfremdung verbunden ist. Manchmal schaffen sie es, das zu erreichen, was sie sich wünschen – manchmal aber auch nicht.

Dieses Sich-Auflehnen zwängt uns in Rollen, die nicht notwendigerweise unsere sind und die wir nicht selbst gewählt haben. Es zwingt uns in die Rollen von Menschen, die stark sind und in der Lage, sämtlichen Herausforderungen zu begegnen. Oft merken wir gar nicht, wie diese Arbeit uns abhärtet, uns kalt werden lässt gegenüber unseren Seelen – manchmal so sehr, dass wir sie komplett abstumpfen lassen.

Vor ein paar Tagen besuchte ich eine Ärztin, die sich auf Schmerztherapie spezialisiert hat. Ihre vorläufige Diagnose für mich war, dass die starken Schmerzen, unter denen ich leide, Resultat des psychischen Drucks sind, unter dem ich stehe. Ihre Worte überraschten mich, aber was mich wirklich innehalten ließ, war die Aussage meiner Begleiterin. Sie erklärte der Ärztin, dass Araberinnen grundsätzlich starke und widerstandsfähige Frauen seien, die alles aushalten könnten. Es war nicht das erste Mal, dass man mich als stark und widerstandsfähig beschrieb, aber es war das erste Mal, dass ich mir die Frage stellte: Bin ich tatsächlich stark und zäh – oder mache ich mir nur selbst etwas vor?

Im Jemen drehte sich einmal ein Gespräch zwischen meiner Freundin Belkis und mir darum, wie wir als jemenitische Frauen und Aktivistinnen mit uns selbst zurechtkommen und den Schmerz in unseren Seelen ignorieren. Belkis meinte, wir ließen ihn außen vor, so als trügen wir unnütze Gewichte mit uns herum, die wir aber nicht ablegen dürften. Sie beschrieb es als „Wagen, den wir hinter uns herziehen“. In diesen Wagen legen wir all unsere Erinnerungen, Bilder, Meinungen, Freund*innen und Erfahrungen, die wir gesammelt haben, und fügen schließlich noch unsere Gefühle hinzu. Das Ganze vermengt sich mit den Regeln und Gesetzen, denen wir unterliegen. So wird der Wagen immer voller, und wir ziehen ihn weiter, während wir Unebenheiten und unwegsamem Terrain trotzen. Wann immer etwas aus dem Wagen fällt, legen wir es schnell zurück, bevor jemand es bemerkt. Die Jahre ziehen dahin und wir tragen diese Last, die von Jahr zu Jahr schwerer wird, bis sie uns so sehr erschöpft und auslaugt, dass wir plötzlich stehen bleiben und nicht mehr weiter können.

Wäre Belkis hier, würde sie sagen, dass wir gar nicht stark sind. Dass die wahre Kraft darin liegt, sich in unserem Leben von allem zu trennen, was keinen Wert für uns hat. Was uns aufhält, bis wir in der Lage sind, größere Strecken in kürzerer Zeit und mit weniger Last zurückzulegen.

Belkis war immer ein Vorbild für starke Frauen. Bei unserem letzten Gespräch klang ihre Stimme jedoch matt. Sie sagte, sie sei frustriert, der Krieg im Jemen habe sie ausgelaugt. Danach hörte sie auf, auf meine E-Mails zu antworten. Über Freund*innen erfuhr ich, dass sie den Aktivismus aufgegeben hatte und nur noch selten das Haus verließ.

Die Härte gegenüber uns selbst tritt oft als falsche Stärke auf, die wir anderen gegenüber vortäuschen. Wir bemühen uns so sehr, gelassen zu wirken, dass wir unsere innere Stimme ignorieren. Eine Stimme, die darauf besteht, dass wir innehalten und etwas Abstand nehmen von der Last, die unsere Seele erschöpft. Als ich endlich wieder mit Belkis sprach, sagte sie, dass sie den Wagen mit Erinnerungen und Lasten nicht loslassen konnte, aber dass sie ihn eine Weile lang stehen gelassen und sich etwas ausgeruht hatte. Nun wollte sie versuchen, alles abzuwerfen, was sie nicht mehr brauchte.

Ihre Worte erinnerten mich an eine deutsche Redewendung, die die Ärztin mir erklärt hatte, die ich nun regelmäßig zur Therapie besuche: „kleine Brötchen backen“. Oder anders: Der Mensch muss Dinge tun, die machbar sind, und sich im Rahmen seiner Möglichkeiten bewegen.

Eine belastende Lebensweise beeinflusst uns mehr, als wir denken, und der seelische Druck in uns kann zu einer Hülle werden, die uns umschließt. Wir versuchen, ein Loch in der Hülle zu finden, durch das wir frei und ungehindert atmen können. Doch wenn wir unsere Heimat aus verschiedenen Gründen verlassen, um eine neue zu finden, begegnen wir großen Herausforderungen, um uns selbst zu verwirklichen. Wir keuchen hinter unseren Zielen her, von denen manche echt und manche imaginär sind. Und wir fallen in ein Netz aus Sorgen, Ängsten, Anspannung, aus körperlicher und seelischer Unruhe. All das raubt uns Kraft und nimmt uns den Spaß an den Dingen um uns herum.

All das geben wir oft nicht zu und können uns dabei noch nicht mal selbst vergeben. Zu versuchen, uns ohne fremde Hilfe zu konfrontieren, kann uns mehr wehtun, als dass es uns hilft. Sich professionelle Hilfe zu suchen ist ein Recht – keine Schande.

حياة مؤجلة

سماح الشغدري
شاعرة وكاتبة من اليمن

في 10 تشرين الأول/أوكتوبر من كل عام يحتفل العالم بيوم الصحة النفسية، وفي هذا العام اختارت منظمة الصحة العالمية „الانتحار“ كموضوع رئيسي للتوعية، حيث أن ثمانمئة ألف شخص تقريباً يموتون كل عام بسبب الانتحار، أكتب مادتي هذه بعد شهر من ذلك اليوم، في الشهر الذي ترتفع فيه نسبة الراغبين بالانتحار.
أن أنماط حياتنا مهما اختلفت تجعلنا أفراداً ومجتمعات في سباق دائم مع الزمن من أجل تحقيق أهدافها، سواء كانت هذه الطموحات عمليّة أو علميّة أو اجتماعيّة، وفي كثير من البلاد قد تتعلق ببساطة بالأمن الشخصي والحاجات الأساسيّة.
وتختلف الضغوطات التي يمر بها الرجل عن تلك التي تمر بها المرأة في كثير من دول العالم، وفي مجتمعات المنطقة العربية تكون هذه الضغوط أشدّ وطأة غالباً، فعلى المرأة ان تواجه حواجز أكثر وتتجاوزها وفي الكثير من الأحيان أن تكسرها من أجل أن تشارك في سباق الضغوطات المعتاد! فهناك محاذير دينية واجتماعية وثقافية وحتى سياسية ستقف في وجهها بشكل مباشر وغير مباشر، وعليها خوض تمرّد على الذات، ثم على الأسرة فالمجتمع، وقد تعيش بين أخذ ورد في حالة التمرد هذه لمدة طويلة، مارّة بمشاعر الخوف والإحباط والرفض والتشويه، وقد تستطيع أن تصل لما ترغب به في النهاية وقد لا تستطيع.
هذا يجعلنا نعيش أدواراً ليست بالضرورة أدوارنا أو من اختيارنا، نتقمص شخصيات ندّعي أنها قويّه وتستطيع مواجهة كل الصعوبات، ولا نعي أننا بهذا العمل نقسو، إلى حد القتل ربما، على أرواحنا.
قبل أيّام كنت في زيارة لطبيبة تعمل في اختصاص معالجة الآلام (Schmerztherapie) وكان تشخيصها الأوّلي لحالتي أن الألم الشديد الذي أعاني منه هو نتيجة الضغوط النفسية التي أمرّ بها، فاجأني حديثها، لكن ما استوقفني حديث مرافقتي التي قالت للطبيبة بأن العربيّات هنّ نساء قويّات وتستطعن تحمل أي شيء بصلابة! لم تكن المرة الأولى التي يصفني فيها أحدهم بالقوة والصلابة، لكنها كانت المرة الأولى التي يخطر ببالي سؤال: هل أنا فعلاً قويّة ومتماسكة أم أني أقسو على نفسي فقط؟!
عندما كنت في اليمن، دار حديث بيني ويبن صديقتي بلقيس حول كيفية تعاملنا كنساء يمَنِيّات وكناشطات بالأخص مع أنفسنا، وكيف نتجاهل ألم أرواحنا ونجعله آخر اهتماماتنا. شبّهت بلقيس ما يحصل معنا بمن يحمل أثقالا لا تفيده ولكنه مجبر على حملها، قالت: „نحن نجرّ خلفنا عربة، ونضع فيها كلّ ذكرياتنا من صور، مواقف، أصدقاء وتجارب مررنا بها، مضافا إليها مشاعرنا حول كل ذلك، والقوانين الناظمة لها، تصبح هذه العربة مثقلة بكل ذلك ونحن نجرها فيما نواجه مطبات وطرقاً وعرة، وإن سقط شيء منها نعيده قبل أن ينتبه أحد، وتمر السنوات ونحن نحمل هذه الأثقال التي تزيد عاماً بعد عام، حتى نتعب وننهك، وفجأة نتوقف ولا نستطيع أن نكمل.
لو سمعت بلقيس كلام مرافقتي، كانت ستقول أننا لسنا قويات، بل أننا على عكس ما نبدو، وأن القوة الحقيقية تكمن في التخلص من كل ما ليس له قيمة في حياتنا ومن كل ما يعطل حركتنا، حتى نصبح قادرات على قطع مسافات أكثر في وقت أقل وبحمل أخف.
لطالما كانت بلقيس نموذجاً للمرأة القوية، لكن في آخر تواصل بيننا، كان صوتها خافتا، قالت أنها محبطة، وأن الحرب في اليمن قد أرهقتها، بعدها توقفت عن الرد على رسائلي، وعبر بعض الصديقات، عرفت أنها اعتزلت النشاط الاجتماعي وأصبحت نادراً ما تخرج من المنزل.
تتمثل قسوتنا على أنفسنا في القوة المصطنعة التي ندعيها أمام الآخر، نحاول جاهدات أن نبدو متماسكات، وهذا يجعلنا نتجاهل الصوت داخلنا الذي يلحّ بأن علينا أن نتوقف ونزيح قليلا من الاثقال التي تنهك الروح. أخبرتني بلقيس عندما استطعت التواصل معها بعد فترة أنها لم تتخلى عن عربة الذكريات والأعباء ولكنها تركتها لتستريح قليلا وستحاول أن تلقي بكل ما لم تعد بحاجته.
حديث بلقيس ذكّرني بمثل ألماني قالته لي الطبيبة التي أزورها بشكل دوري للعلاج، اخبزي أرغفة صغيرة من الخبز (kleine Brötchen backen)  أي أنه على الانسان أن يقوم بفعل الأشياء الممكنة والتي تتناسب مع إمكانياته المتاحة.
نمط الحياة الضاغط يسيطر علينا أكثر مما نتصور مما يجعل الضغوط النفسية التي تسكننا أشبه بغلاف يحيط بنا ونحن نحاول إيجاد ثقب نتنفس من خلاله براحة وحرية، وحين نغادر أوطاننا لأسباب عدّه بحثاً عن أوطان جديدة، نواجه تحديّات كبيرة من أجل تحقيق ذواتنا فنلهث خلف أهداف منها ما هو حقيقي ومنها ما هو متخيل، ونقع في شبكة من القلق والخوف والتوتر والاضطرابات الجسدية والنفسية، وكلها تستنفذ طاقتنا وتفسد متعتنا بما حولنا.
نمارس القسوة تجاه أنفسنا، وجزء منها أننا لا نعترف بذلك ولا نغفر لأنفسنا، إنّ مواجهة الذات دون دعم قد يضرنا أكثر مما ينفعنا، وطلب المساعدة المختصة هو حق لا حرج.

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