Refugee Voice: Ich weiß, dass ich irgendwann wieder Karriere machen kann

Hauptsache Arbeit: Ich bin Wirtschaftswissenschaftler, aber ich wasche auch Teller

Von Boryana Ivanova, 15.02.2016
Foto: Boryana Ivanova
Foto: Boryana Ivanova

Ich wollte Syrien nicht verlassen, ich hatte dort ein gutes Leben. Mein Chef mochte mich sehr gerne und ich hatte eine gute Position in derFirma. Ich konnte meine ganze Familie unterstützen. Sie entschieden zurückzubleiben und nun können sie nicht einmal mehr das Haus verlassen, weil es zu gefährlich ist. Dass ich nicht mehr für sie sorgen kann, ist das Schlimmste für mich. Meine Familie ist auf meine Unterstützung angewiesen. Ich hatte großes Glück, es überhaupt bis nach Deutschland zu schaffen und nun wird es über ein Jahr dauern, bis ich arbeiten kann. Obwohl ich Wirtschaftswissenschaflter und gut in meinem Beruf bin, bin ich bereit jede erdenkliche Arbeit zu leisten. Hauptsache ich kann arbeiten. Meinetwegen wasche ich Geschirr in einem Restaurant oder reinige sogar die Straßen. Ich weiß, dass ich irgendwann wieder Karriere machen kann. Das Leben wirft eben manchmal alles durcheinander. Ein paar Jahre bevor ich Syrien verlassen musste, hatte ich alles, was ich brauchte, um gut zu leben und ich bereitete mich darauf vor eine Frau zu finden, sesshaft zu werden und Kinder zu bekommen. Nun lebe ich als Refugee, ohne wirklich zu wissen, was der morgige Tag bringen wird.

 REFUGEE VOICE ist ein Versuch, die Diskussion um Flucht und die Menschen, die flüchten, menschlicher zu machen und die häufig negative Wahrnehmung zu verändern. Boryana Ivanova möchte mit den Portraits und den persönlichen Geschichten zeigen, dass jeder Mensch seine eigenen Sorgen und Träume hat.

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