Illustration: Tine Fetz
Illustration: Tine Fetz

Ein Arbeitsleben voller Engagement

Sabine Kroner wurde in der ehemaligen DDR geboren und floh 1989 mit ihren Eltern in die BRD. Heute setzt sie sich in ihrer Arbeit für die künstlerische Zusammenarbeit mit Geflüchteten und Migrant*innen in Berlin ein – aber das hat nicht unbedingt biografische Gründe.
Illustration: Tine Fetz

Von Rasha Hilwi, 30.05.2019

Sabine Kroner zögert, ihre akademische und berufliche Karriere mit der Fluchtgeschichte ihrer Familie in Verbindung zu bringen. „Natürlich hat mich die Flucht aus der DDR als Elfjährige beeinflusst, wir haben in einem Flüchtlingsheim gelebt, zu sechst in einem Zimmer mit einer anderen Familie.“ Doch sie will die komplexen Erfahrungen individueller Fluchterlebnisse nicht über einen Kamm scheren. Seit 2014 arbeitet Kroner als Leiterin des Berliner Kulturprojekts „Berlin Mondiale“ mit Geflüchteten aus unterschiedlichsten Kontexten zusammen. Sie weiß also ziemlich genau, wie vielschichtig jede einzelne Geschichte ist. Sie und ihre Eltern hatten damals Glück, dass sie schnell wieder aus dem Heim ausziehen konnten, weil eine Familie sie bei sich aufnahm. „Im Studium erfuhr ich dann von den migrationspolitischen Bedingungen und Restriktionen anderer Geflüchteter in Deutschland“, sagt Kroner. „Durch Studienreisen kam ich mit Migrant*innen und deren Schicksalen an der östlichen EU-Außengrenze in Kontakt. Die Bewegungsfreiheit dieser Menschen endet dort, die Grenze wurde bereits kurz nach dem Mauerfall, Mitte der 1990er-Jahre, wieder massiv ausgebaut.“ Es war auch dieser Moment, der Kroner politisiert und veranlasst hat, sich fortan intensiver mit den Themen Migration, Exil und Asyl auseinanderzusetzen.

Ihre akademische Laufbahn begann in Göttingen, was sie stark geprägt hat. „Die Studienzeit dort war wichtig für meine politische Sozialisation“, sagt sie. „Neben Seminaren an der Uni konnte ich mein theoretisches Wissen in der Praxis anwenden, in hochschulpolitischen Kontexten beispielsweise. Ich habe mich früh neben meinem Studium politisch engagiert. Und auch meine Zeit in Polen hat mein politisches Bewusstsein geschärft.“ Kroner zog nach Krakau und schrieb ihre Magisterarbeit über postkommunistische Transformationsprozesse. Anschließend begann sie ihre Dissertation zum Wandel der Einwanderungssituation in Polen nach 1989.

Ohne dauerhafte Unterstützung geht es nicht

Heute arbeitet Sabine Kroner bei „Berlin Mondiale“ mit Künstler*innen und Kulturpraktiker*innen mit Fluchtgeschichte zusammen . Unter anderem initiiert und begleitet die Initiative künstlerische Zusammenarbeiten im Kontext Migration, Asyl und Exil. Sie richtet sich an künstlerisch interessierte Menschen oder Kunstschaffende, die eine Fluchtgeschichte haben, und arbeitet mit engagierten Beteiligten aus diversen Berliner Kultureinrichtungen. Es ist der Versuch, strukturelle und institutionelle Hürden zu überwinden.

Besonders wichtig ist dabei, Zusammenarbeiten langfristig anzulegen, damit sie ihren festen Platz in Häusern und in Strukturen finden: „Berlin Mondiale“ möchte dazu beitragen, dass sich Menschen eigenmächtig Handlungsräume schaffen können, sich untereinander vernetzen und in zentrale Positionen bringen. Das Projekt will dadurch die Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt des Berliner Kulturbetriebs öffnen.

„Es geht uns darum, Möglichkeiten zu schaffen“, sagt Kroner. „Möglichkeiten für ein kreatives Arbeiten, zu dem viele Künstler*innen mit Fluchtgeschichte sonst kaum Zugang haben.“ Dazu gehört das Aufbauen von Netzwerken, vor allem aber Dialog und Wissensaustausch, die den künstlerischen Prozess beflügeln sollen.

Im Arbeitskontext und im Rahmen ihres humanitären Engagements ist Sabine Kroner regelmäßig mit der gesellschaftlichen Ausgrenzung und den behördlichen Problemen von Migrant*innen und Menschen mit Fluchtgeschichte konfrontiert. „Viele der Probleme erwachsen aus der restriktiven deutschen Migrations- und Asylpolitik“, sagt sie, „und reichen bis zu dem, was an den Außengrenzen Europas gerade passiert. 2015 galt Deutschland für kurze Zeit weltweit als Land mit ausgeprägter Willkommenskultur – Gesellschaft und öffentliche Debatte waren sich hier damals scheinbar einig. Das hat sich inzwischen vollkommen verändert.“

Kroners Arbeit hängt unmittelbar mit der politischen Realität in Deutschland zusammen. „Als die Politik beschloss, keine weiteren Menschen mehr aufzunehmen, wurde auch die Finanzierung für viele Kulturprojekte, die mit und von Menschen mit Fluchtgeschichte gestaltet wurden, eingestellt“, sagt sie. „Ich finde das falsch, eine Menge Menschen sind schließlich schon hier und sind weiterhin von Möglichkeiten und Zugängen abgeschnitten.“ Und ohne nachhaltige Strukturen und Finanzierung würden bereits existierende Initiativen kaum weiter funktionieren, meint Kroner – bestenfalls auf der Basis von Freiwilligenarbeit, auf die seit einer Weile stark gesetzt werde. „Aber um mit den Herausforderungen einer wachsenden Stadt umgehen zu können,  müssen wir Mittel fordern, um unterstützende Strukturen für alle zu erhalten oder zu verbessern.“

Den Geschichten entkommt man kaum

„Berlin Mondiale“ setzt sich dafür ein, dass diejenigen Zugang und Anschluss an ein Leben in Berlin finden, denen es besonders schwer gemacht wird. Ursprünglich startete das Projekt 2014 daher zunächst mit Angeboten für Kinder und Jugendliche. „Wir wollten versuchen, auch ihnen die Türen der Stadt zu öffnen“, sagt Kroner, „ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie dazugehören und die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben wie alle anderen Kinder in Berlin auch.“ Besonders stolz ist sie, dass es in den vergangenen Jahren gelungen ist, aus ehemaligen Projektteilnehmenden nun auch Projektdurchführende zu machen, die im Netzwerk eigene Ideen und Projekte umsetzen.

Sabine Kroner ist selbst Mutter zweier Töchter und weiß aus eigener Erfahrung um die Schwierigkeiten, Mutterschaft, Arbeit und persönliche Herausforderungen unter einen Hut zu bekommen. Wie wichtig es ist, eine Balance zu finden. „Man muss darauf achten, dass man ein gesundes Gleichgewicht bewahrt“, sagt sie. „Aber das ist natürlich schwer. Ich versuche, mir immer mal wieder eine Auszeit zu nehmen, die Stadt für eine Weile zu verlassen, um den Horizont zu sehen und die Natur zu genießen. Aber Berlin ist ein Ort voller komplexer Geschichten, denen man kaum entkommt.“

Dennoch sieht Kroner etwas Versöhnliches an Berlin: Sie nennt ihre Wahlheimat „Stadt der Solidarität“. „Hier in Berlin haben wir trotz aller Restriktionen nicht aufgehört, Menschen mit Fluchtgeschichte zu empfangen, aufzunehmen und zu unterstützen. Aber Berlin ist eben nur ein Teil von Deutschland, und das macht mir Sorgen.“ Die aktuelle Debatte im Land richte sich gegen Einwanderung und fordere dazu auf, Migrant*innen abzuweisen, sagt Kroner. Sie finde es problematisch, dass von manchen darüber diskutiert wird, Heime und Lager auszubauen, anstatt sich eingehender mit der akuten Wohnungsnot oder dem Mangel an Plätzen in Schulen und Kindertagesstätten auseinanderzusetzen. „Wenn manche Politiker*innen sagen, es brauche keine oder weniger Projektförderung im Kontext Migration, Asyl und Exil, weil ja derzeit weniger Menschen ankommen, bin ich schockiert. Dann wird meine Sorge zur Angst – davor, dass die Menschen vergessen werden, die hier schon jetzt unter schwierigen Bedingungen leben müssen.“ In Berlin leben derzeit noch 21.407[1] Menschen in Unterkünften des Landes Berlin.

[1] Stand: 30.04.2019, https://www.berlin.de/laf/wohnen/allgemeine-informationen/aktuelle-unterbringungszahlen/artikel.630901.php

 سابينا كرونر: حياة العمل التزام كامل

تبقى سابينا كرونر حذرة من مقارنة ارتباط مسار دراستها الأكاديميّة وعملها مع قصّة لجوء عائلتها الشخصيّة،: „بالتأكيد أثّر علي هرب عائلتي من جمهورية ألمانيا الديموقراطية حينما كنت في الحادية عشرة من العمر، عشنا في غرفة ملجأ بستّة أسرّة مع عائلة أخرى.“ لكن سابينا حريصة على عدم خلط التعقيدات التي تعرّض لها الآخرون مع تجربتها الفردية.

تعمل كرونر منذ عام 2014 مديرة لمشروع برلين موندياله الثقافي الذي يعمل مع لاجئين/ات ضمن سياقات مختلفة، وهي واعية تماما لتعقيد واختلاف كل قصة عن أخرى. كانت سابينا وعائلتها محظوظة لأنها استطاعت مغادرة الملجأ سريعًا: „خلال دراستي تعرفت إلى شروط سياسة الهجرة والقيود المفروضة على اللاجئين الآخرين في ألمانيا“ تقول كرونر وتتابع „من خلال الرحلات الدراسية، تعرّفت على المهاجرين/ات ومصائرهم/ن على الحدود الخارجية الشرقية للاتحاد الأوروبي. تنتهي حرية تنقل هؤلاء الأشخاص هناك، لأنه تم إعادة بناء وتفعيل هذه الحدود مرة أخرى بعد فترة وجيزة من سقوط جدار برلين في منتصف التسعينيات للتعامل مع اللجوء. كانت هذه إحدى اللحظات لتي قامت بدفع كرونر للتعامل بشكل أكثر كثافة وقرباً مع قضايا الهجرة والنفي واللجوء.

بدأت مسيرتها الأكاديميّة في مدينة غوتينغن، تزامنًا مع مسار تثقيفي سياسيّ مارسته على نفسها وعن هذا تقول: „كانت سنوات تعليمي الجامعية مهمة لكسب مهارات التواصل الاجتماعي السياسي، فبالإضافة إلى الندوات في الجامعة، تمكنت من تطبيق معرفتي النظرية في الممارسة العملية، لقد انخرطت في السياسة في وقت مبكر من دراستي، كما أن فترة عملي في بولندا أكسبتني وعيًا سياسيًا“. انتقلت كرونر إلى كراكوف وكتبت أطروحتها عن عمليات التحول بعد الشيوعية. ثم حول تحول وضع الهجرة في بولندا بعد عام 1989.

دون دعم مستدام لن نستمر

تعمل سابينا اليوم في „برلين مونديالي“ وهو مشروع موجه للأشخاص المهتمين/ات فنيا أو الفنانين/ات الذين مرّوا/مررن بتجربة الهجرة واللجوء، بربطهم/ن مع مختلف المؤسسات الثقافية في برلين. إنها محاولة لفتح باب لهم في هذا المجال. يهدف المشروع إلى المساهمة في أن يتمكن الأشخاص من خلق مساحات للعمل بشكل مستقل، أن يتواصلوا مع بعضهم البعض وينشئوا تعاونات طويلة الأجل في مواقع مركزية في سوق العمل الثقافي في برلين، وعن ذلك  تقول كرونر: „الأمر يتعلق بخلق الفرص، وإمكانات العمل الإبداعي الذي لا يمكن الوصول إليه من قبل العديد من الفنانين الذين لديهم تاريخ اللجوء.“ ويشمل ذلك بناء شبكات علاقات وتواصل، ومعها الحوار وتبادل المعرفة، والتي ينبغي أن تلهم العملية الفنية.

ضمن عملها وكذلك اهتمامها الإنساني، تلتقي سابينا بعدد كبير من المهاجرين/ات واللاجئين/ات، وتتطلع بقرب على التحديات الاجتماعية والإداريّة التي تمسّ حياتهم/ن: “ إن العديد من المشاكل تنشأ عن سياسة الهجرة واللجوء الألمانية التقييدية، وتمتد إلى سياسات الحدود الخارجية لأوربا. عاشت ألمانيا ثقافة ترحيب مميزة في 2015، الدوائر شعبية والخطاب العامّ اتفقا آن ذاك، وهذا كلّه تغيّر اليوم“.

ترتبط ظروف عمل كرونر بالواقع السياسي في ألمانيا، عن هذا تقول: “ عندما قررت السلطات السياسيّة عدم استقبال المزيد من اللاجئين، توقّف تمويل العديد من المشاريع الثقافية، التي تدعم وتتعاون مع اللاجئين /ات، وهم/ن ما زالوا/ن يواجهون/ن صعوبات في الحصول على الفرص، وستواجه هذه المبادرات القائمة الفشل دون هيكليات ودعم مستدام، إن استندت على التطوع فقط، فلكي نكون قادرين على مواجهة تحديات المدينة المتنامية، نحتاج إلى طلب تمويل لدعم على البُنى الموجودة وتحسينها.“

بالكاد تستطيع الهروب من القصص

يلتزم „برلين موندياله“ بحماولة دعم من يجدون صعوبة عند بداية وصولهم ومتابعة الحياة في برلين. في الأصل، بدأ المشروع في عام 2014 بتقديم عروض للأطفال والمراهقين/ات في ملاجئ اللجوء، كان هدف المشروع „محاولة فتح أبواب المدينة لهم أيضًا“ ، مما يعطيهم/ن شعورًا بأنهم/ن ينتمون/ين إليها ولهم نفس الحقوق والفرص التي يتمتع بها جميع الأطفال الآخرين في برلين. خلال السنوات القليلة الماضية، تمنا من تحويل بعض الفنانين/ات المشاركين/ات السابقين/ات في المشروع إلى منفذي مشاريع يقومون بتنفيذ أفكارهم ومشاريعهم.

سابين كرونر هي أيضاً أم لابنتين وتعرف من تجربتها الخاصة صعوبة الأمومة والعمل والتحديات الشخصية تحت سقف واحد، ومدى أهمية إيجاد توازن، وتقول: “ من المهم الحفاظ على الصحة الخاصّة والتوازن، وهذا تحدي بالطبع، أحاول دائمًا أن أخرج لإجازات بين الحين والآخر، مغادرة المدينة لفترة من الوقت لرؤية الأفق والاستمتاع بالطبيعة. لكن برلين مكان مليء بالقصص المعقدة التي لا يمكنك الهروب منها „.

على رغم من امتلاء برلين بالقصص الصعبة، إلا أن سابينا تعتبرها أيضًا مدينة خاصّة، وتسميها „مدينة تضامن“، وتضيف: „رغم كل شيء، ما زلنا نستقبل ونحتوي اللاجئين في برلين، لكن برلين هي جزء من ألمانيا وسياساتها، وهذا ما يُقلقني. الوضع الداخلي على مستوى الخطاب، أصبح ضد الهجرة ويُطالب بإغلاق الأبواب بوجه المهاجرين، هناك أزمة في أماكن السكن، كما أن الملاجئ تحتاج لبنى تحتيّة واهتمام مكثّف، وأيضًا هناك ضرورة بناء حضانات للأطفال ومدارس، وكل هذا سيستغرق وقتًا كثيرًا. وعندما أسمع السياسيين يقولون أن لا أحد سيأتي بعد الآن، يحملني القلق إلى الخوف أيضًا على الناس الذين ما زالوا يعيشون ظروفًا صعبة هنا، أنهم سوف يُنسون“.

  • يوجد حاليا 21407 شخص يعيشون مراكز إقامة اللاجئين في برلين.

[1] Stand: 30.04.2019, https://www.berlin.de/laf/wohnen/allgemeine-informationen/aktuelle-unterbringungszahlen/artikel.630901.php

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